Mittwoch, 21. Dezember 2005

We Are Scientists - Love and Squalor

We Are Scientists nicht zu mögen sollte eigentlich leicht fallen: Die Band erfüllt alle Klischees eines NME-Hypes, inklusive teilweise eher wenig überzeugender Texte und unüberhörbarer Postpunk-Referenzen. Viel zu spät entdeckt habe ich die Band auch noch, und im letzten Abteil vom Hype-Zug will ja eigentlich niemand sitzen. Für die Platte spricht auf den ersten Blick nur ihr Cover, das hier endlich mal Katzencontent reinbringt.

Trotzdem will es mit der Verachtung nicht so recht klappen - die Melodien kommen mit so viel Anlauf daher, dass der Widerstand etwa in der Mitte des ersten Songs zusammenbricht. Bei so viel Ohrwurmpotential ist man dann auch durchaus gewillt, die vorweihnachtliche Besinnlichkeit und den eigenen Musik-Snobismus 37 Minuten nach hinten zu verschieben. Ob das Album auch Silvester heile übersteht, oder ob sich die Melodien bis dahin abgeschliffen haben, kann ich an dieser Stelle noch nicht sagen - aber bis dahin lohnt es sich den Scientists eine Chance zu geben.

Anspieltipp: Nobody Move Nobody Get Hurt (via: tmwsiy*)

wearescientists.com

Donnerstag, 15. Dezember 2005

Broken Social Scene + The Most Serene Republic live im Prime Club

The Most Serene Republic sind wahnsinnig - das dürfte eigentlich jeder nach ungefähr 5 Minuten von Underwater Cinematographer begreifen. Trotzdem war es schön, diesen Wahnsinn noch einmal auf der Bühne bestätigt zu sehen: Ganz groß war nicht nur die Verneigung vor dem Kölner Dom, sondern vor allen Dingen der Einsatz von geräuchtem Fisch in der Performance.

Trotz ständiger Rhythmuswechsel, die das Mitnicken teilweise nicht einfach machten, blieben die Songs auf magische Weise zugänglich, und es war beeindruckend zu sehen wie die unzähligen Schichten des Albums immer wieder umgestellt wurden. Auch wenn gelegentlich das Gefühl aufkam, der Mixer bzw. die Prime-Club-Akkustik waren der Band nicht gewachsen, ein wirklich schöner Auftritt.

Während The Most Serene Republic in Vollbesetzung aus 6 Musikern besteht - davon übrigens 33% barfuß - spielten Broken Social Scene allein mit bis zu 5 Gitarren gleichzeitig, und gingen damit eindeutig über die klanglichen Möglichkeiten des Clubs. Sicher war es beeindruckend wie die Band zwischen Indie-Pop und Klangwällen oszillierte, die meiste Zeit war es allerdings einfach nur sehr laut und undifferenziert. Glücklicherweise gab es zwischenzeitlich immer wieder lichte Momente, in denen der Sound plötzlich zu passen schien und man einen Blick auf die Leichtigkeit bekam, mit der die Band auf dem Album begeistert. Ein etwas enttäuschender Abend, wäre The Most Serene Rebublic nicht gewesen. Nächstes Mal bitte wieder im Gebäude 9 - da ist der Zug nach Aachen auch stressfreier zu bekommen.

Sonntag, 11. Dezember 2005

Swords - Metropolis

"Love this song // Hummed it all day long // Hate this song // Dance to it all night long": Swords machen Musik die man tatsächlich gut lieben kann, zu der es sich aber ziemlich schlecht tanzen lässt. Trotzdem flechten die sechs Musiker aus Portland gerade genug Melodie in ihre Songs, dass sie im Gedächtnis haften bleiben. Damit entwickelt sich die Band ein Stück weg von ihren Postrock-Wurzeln, und liefert ein weiteres Indiz dafür, dass Post-Postrock wohl eine poppige Angelegenheit ist.

Weil Post-Postrock als Kategorisierung sogar noch etwas sinnfreier als seine Vorstufe ist, wäre es warscheinlich besser Metropolis eher als ein Beispiel aktuellen Dreampops zu verstehen. Hier besteht auch den Vorteil, dass sich in dieser Schublade die Hintergrund-Streicher ganz komfortabel unterbrigen lassen.

Inhaltlich hat sich die Band viel des Medienpessimismus der letzten Platte "Entertainment is Over if You Want It" bewahrt und setzt sich in Songs wie "Radio Radio" mit dem Verfall der Radiolandschaft auseinander. Von solchen Texten lassen wir uns beim Rauschabstand natürlich nicht provizieren, und haben in einer der letzten (noch undokumentierten) Probesendungen stattdessen "The Mark" gespielt.

Anspieltipp: The Mark

arenarockrecordingco.com/swords/biography.htm

Dienstag, 6. Dezember 2005

Jens Lekman - Oh You're So Silent Jens

Ich muss gestehen, dass ich bis vor kurzem noch überhaupt nichts von Jens Lekman gehört hatte. In den letzten vier Wochen allerdings, scheint mir Jens - oder zumindest sein Ruf - auf Tritt und Schritt zu folgen.

Nicht nur, dass Herr Lekman bei, hier öfter erwähnten, Indie-Abenden fast so oft wie Belle Sebastian verlangt wird, auch Pitchfork hat sich spontan in den jungen Schweden verliebt und "Oh You're So Silent Jens" als Best New Music ausgezeichnet.

Bei so viel Lob übersieht man leicht, dass sich auf dem Album genaugenommen wenig neue Musik befindet: Was Secretly Candadian hier zusammengestellt hat, kommt von mehreren EPs und Compiliations die teilweise schon vor mehreren Jahren erschienen sind. Das erklärt auch, warum die Platte zwar an vielen Ecken zusammenhängt, aber nicht umbedingt wie ein richtiges Album funktioniert. Genaugenommen ist das aber auch nicht weiter schlimm, denn allein Songs wie "Black Cab" und "Jens Lekman's Farewell Song To Rocky Dennis" rechtfertigen die Platte als wunderschön zu bezeichnen.

Anspieltipp: Black Cab

www.secretlycanadian.com/jenslekman/

Sonntag, 4. Dezember 2005

Stranger Than Paradise

stp

Wegen Radio-Probebetrieb, Unistress und brandneuer Freundin wurde der Rauschabstand in den letzten Tagen leider etwas vernachlässigt. Falls ihr also wissen wollt, was ich momentan für gute Musik halte, bleibt nichts als Dienstag im Vives zu erscheinen. Als Nikolaus-Bonus gibt es neben besagter Musik auch wieder besonders schöne Stummfilme an der Wand. Das Bier ist natürlich günstig und der Eintritt sogar frei. Also kommen.

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