Dienstag, 29. November 2005

Die Romantik - Video zu Nachtmusik Für Linnea

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Manchmal lassen sich auf Englisch doch die schöneren Sätze formulieren - und bevor ich mich jetzt sprachlich verrenke, um meinen Satz zu diesem Video ins Deutsche zu klöppeln, lass ich ihn einfach wie er ist: Nothing says artsy like Super-8 nudity.

Den Satz find ich nicht nur schön kompakt, er wird außerdem von der Jury des US Super-8 Film Festivals gestützt, die das Video zum besten Experimentalfilm 2005 gekürt haben. Schön ist das Video trotzdem, und die Musik dazu auch.

(via videos.antville.org)

Freitag, 25. November 2005

Akron/Family - Akron/Family

In meiner Jugend gab es musikalisch zwei Dinge die unabhängig vom Alkoholpegel beherrscht werden mussten, falls man irgendwie auf Coolness bedacht war: Stairway to Heaven, und zwei Nirvana-Songs auf einer Akustikgitarre spielen, sowie holprige Beats mit Fruity Loops basteln. Die Gitarre hatte den Vorteil, dass man sie im Sommer auch im Freien anstimmen konnte - außerdem war es natürlich möglich die Namen seiner Lieblingsbands mit fettem Edding auf das Holz zu malen. Interessant ist allerdings, dass es eigentlich nur wenig Synergie zwischen Gitarrenzupfen und Elektronik-Basteln gab.

Anders bei bei der Akron Family, die ihren Folk mit einem ganzen Bündel zusätzlicher Einflüsse verbinden. Je nach Stimmung kann die Elektronik dabei ganz brav im Hintergrund fiepen, oder zu droniger Größe anwachsen - oft schweigt sie auch einfach. Akron Family jetzt in die Schublade Folktronica zu stecken wäre allerdings viel zu einfach, denn was Vielschichtigkeit und schräge Choreinlagen zwischen Shout und Gesang angeht, stehen Akron/Family The Most Serene Rebublic in nichts nach. Überhaupt lässt sich die Band schlecht fassen, auch nicht mit Vergleichen. Zwischenzeitlich scheinen sich Parallelen zwischen Tom Yorkes Gesang und dem von Akron/Familys Ryan Vanderhoof abzuzeichnen, die dann im nächsten Moment wieder im Nichts verschwinden. Auch Sigur Rós könnte man in einigen Momenten anführen, aber nur wenn man sich vorstellt man hätte die Band als Ganzes verstimmt. Gerade weil Akron/Family sich schwer packen lässt, und immer auf der Grenze zwischen poppigem Folk und Experimentalkrach balanciert, ein sehr empfehlenswertes Album.

Anspieltipp: Running, Returning

www.akronfamily.com

Dienstag, 22. November 2005

Decemberists & Two Gallants live im Gebäude 9

Dass ein Schlagzeug und ein Saiteninstrument ausreichen, um live ordentlich Druck zu machen, dürfte sich ja spätestens seit Death From Above 1979 herumgesprochen haben. Mit nicht viel weniger Drive als Death From Above, aber mit deutlich anderer Ausrichtung, durften Two Gallants gestern für die Decemberists eröffnen.

Beim Anblick von zwei jungen Männern denen Selbstzerstörung in den Stimmen rasselt und die Haare ins Gesicht hängen, drängten sich natürlich sofort Vergleiche mit dem, ins kollektive Gedächtnis gebrannten, Nirvana Unpluged in NY auf. Aber die Haarwurzeln von Two Gallants gehen tiefer. In der Musik liegt ganz deutlich die Mischung von Blues, Folk und Rock, wie sie in den frühen Siebzigern in Amerika groß wurde. Wie damals scheinen die Two Gallats den staubigen Feldwegblues neu für sich entdeckt und mit Gegenwartsrock verbunden zu haben. Dabei entfaltete sich im Zusammenspiel der beiden eine unheimliche Energie, die vom rappelvollen Gebäude 9 zu recht mit einigem Applaus begrüßt wurde.

So unrasiert wie Two Gallants klangen, traten die Decemberist dann auch tatsächlich auf die Bühne. Auch hier gab es ein paar (also zwei) Blues-Einlagen - allerdings nur zu humoristischen Zwecken, denn Frontmann Colin Meloy hatte beschlossen, dass die Violinistin bei jedem Blues der kompletten ersten Reihe die Hand geben müsse.

Auch wenn der Drummer sich kurzfristig entschloss doch keine Witze zu erzählen, wurde ganz schnell klar dass die Decemberists unheimlich viel Spaß an ihrer Musik haben. Leider muss ich sagen, dass mich dieser Entusiasmus nicht durchweg mitreißen konnte. Warscheinlich fehlten einfach zwei Bier, um zu Songs wie dem "Mariner's Revenge Song" mitzuschunkeln. Insgesamt ein schönes Konzert, aber kein großartiges - dazu fehlte den Balladen einfach ein Stück Ernsthaftigkeit.

Samstag, 19. November 2005

Fruit Bats - Spelled in Bones

Dass ein guter Teil der modernen Popmusik aus Beatles-Zitaten besteht, ist ja inzwischen ausreichend dokumentiert. Bei den Fruit Bats sind es allerdings nicht nur die Melodien - vor allem im Gesang von Eric Johnson liegt etwas, dass mich spontan an Paul McCartney denken lässt.

Achtet man dagegen mehr auf die Gitarren als auf den Gesang, drängen sich eher Vergleiche mit den Labelkollegen The Shins auf. Allerdings schaffen es die Fruit Bats nur in ihren stärksten Momenten, den emotionalen Sog zu entwickeln der die Shins ausmacht. Auch wenn in den meisten Songs gute Melodien stecken, fehlen hier einfach die Ideen und das Feuer. Für die starken Momente lohnt es sich die Platte anzuhören, beim Rest macht es Sinn in Reichweite des Skip-Buttons zu bleiben.

Anspieltipp: Lives of Crime

www.fruitbatsmusic.com

Dienstag, 15. November 2005

Mahogany - The Dream of a Modern Day

Nicht nur die Veröffentlichung von The Dream of a Modern Day liegt jetzt schon einige Jahre zurück, sogar die Wiederveröffentlichung auf Darla ist schon eine ganze Weile her. Übersehen habe ich beides und wäre warscheinlich auch nicht darauf aufmerksam geworden, hätten Mahogany nicht jüngst eine Compilation mit B-Seiten und Raritäten herausgebracht.

The Dream of a Modern Day kann man als späten Vertreter des Shoegaze verstehen - eine Kategorie, die in letzter Zeit wieder öfter gezückt wird - es ist also nur eine Frage der Zeit bis erste Varianten mit Präfixen wie "Post" auftauchen. Wie sich das für ein ordentlich verträumtes Shoegaze-Album gehört, führt die Platte arg in Versuchung auch noch die restlichen Herbst-Metaphern zu verheizen. Ich käme mir dabei sogar nur mäßig verschwenderisch vor, denn nicht viele Alben behalten auch nach so langer Zeit ihre Leuchtkraft.

Auch wenn der Gesang von Allysa Massais wohl als erstes auffällt, ist es gerade die großartige Produktion, die das möglich macht. Schichten von Gitarren, Streichern und Elektronik fügen sich harmonisch zusammen ohne schwer zu wirken. Das Schlagzeug tritt genau an den richtigen Stellen aus seiner Nebelwand hervor und alle Drone-Crscendi laufen nur fast aus dem Ruder. Deshalb anhören - auch weil Herbst ist.

Anspieltipp: Soleil Radieux

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