Montag, 17. Oktober 2005

The Clientele - Strange Geometry

Etwa nach drei Takten des ersten Lieds "Since K Got Over Me" weiß man wonach Clientele klingen: Nach den Sechzigern, oder vielmehr einem Zerrbild der Sechziger wie es zahllose Best of the 60s- Dauerwerbesendungen und schlechten Filmen verbreitet wird.

Warum genau The Clientele so sehr nach den Sechzigern klingen ist etwas schwieriger zu beantworten, und hat viel mit der Produktion der Songs zu tun. Die Gitarren scheinen durch den Song zu schweben und die Melodien strahlen ein verklärtes Glücksgefühl aus. Die Mischung von Clientele funktioniert - so gut, dass sie auf keinem Song wirklich davon abweichen. Hier liegt auch das Problem mit dem Album. Das Psychedelische wirkt glattgeschmirgelt, alles was psychedelischen Pop der Sechziger für mich eigentlich interessant macht fehlt. Keine Hammond-Ekzesse oder überufernde Garagen-Gitarren, keine schlechten Trips, nur verträumter Pop.

Das soll nicht heißen, dass man The Clientele nicht gut hören kann, für ein zwei Songs sind sie sehr angenehm. Zu mehr fehlt leider die Abwechslung.

Anspieltipp: Since K got over me

www.theclientele.co.uk

Sonntag, 16. Oktober 2005

10 Jahre A-Musik im Gebäude 9

Vor ein paar Tagen sind Achim und ich vom Deutschlandfunk bei A-Musik als typische - weil anwesende - Kunden interviewed worden. Ob es tatsächlich so etwas wie einen prototypischen A-Musik-Käufer gibt bezweifle ich. Falls es ihn geben sollte, bin ich es sicher nicht, denn meine Schallplattenkäufe halten sich immer sehr in Grenzen.

Trotzdem mag ich den Laden natürlich genug, um zu seiner Geburtstagsfeier zu kommen. Genau wie Ali Morimoto, Felix Kubin und Jason Forrest. Als ich zehn war, gabs für mich keinen Gameboy zum Geburtstag - später übrigens auch nicht. Ali Morimoto hatte gleich sechs Stück zu den Feierlichkeiten mitgebracht. Nach einer kurzen Einlage auf diversen Kinderinstrumenten, bestand der Großteil seiner Performance aus Beats die mit diesen Gameboys produziert wurden. Das ging leider etwas schleppend los, gewann dann aber plötzlich gewaltig an Schwung und war ein guter Auftakt für Felix Kubin.

Kubin zauberte wesentlich technoidere Klänge mit viel Minimoog-Georgel und noch mehr Humor. Zum Tanzen lud das Ganze auch noch ein - eine Einladung die meine Steh- bzw. Ex-Stehnachbarn gerne wahrnahmen. So wie es sein muss, rockte sich Kubin den Anzug vom Leib und präsentierte am Ende "Waschzwangmutter" mit Perücke, marmeladenverschmiertem Mund und Messergefuchtel.

Die Performance von Jason Forrest war da weniger ansprechend. Sie bestand im wesentlichen aus rumhüpfen, obszön wirken und gelegentlich - für meinen Geschmack zu selten - am Notebook werkeln. Auch wenn der Samplewirrwar und die halsbrecherischen Beatwechsel beeindruckend waren, mochte keine rechte Stimmung aufkommen. Das änderte sich erst, als Felix Kubin zur spontanen Improvisations-Session dazugerufen wurde. Forrest war gezwungen sich mit den Breaks ein bisschen zurückzuhhalten, damit Kubin Platz zum Moog-Rödeln hatte. So entstand eine wirklich schöne Mischung, bei der Forrest glücklicherweise zu beschäftigt zum Tanzen war. Weil auch Kubin Spaß hatte, gabs für Forrest zum Schluss einen Klaus Nomi Button als Geschenk. Weil Jason Forrest nun mal Jason Forrest ist, schmiss er den Button ins Publikum. So ein Button ist schwer zu fangen. Deshalb fand ich ihn auch bei meinem Weg nach draußen und nenne ihn seit dem mein Eigen. Mal schauen, ob sich an irgendeinen Kleidungsstück Platz dafür findet.

Freitag, 14. Oktober 2005

Songs Of Green Pheasant - Songs Of Green Pheasant

In den Siebzigern sind mehr Filme gedreht worden, in denen Menschen durch herbstliche Parks schreiten als Heutzutage - glaub ich zumindest. Sei es aus romatischen Gründen, oder um Mikrofilme abzugeben, damals gab es immer einen Anlass durch Herbstlaub zu waten.
Wenn man sich die leicht verwaschenen Stills aus solchen Filmen ins Gedächtnis ruft, ist man gefühlsmäßig auf dem richtigen Weg zu Songs Of Green Pheasant. Auf einer Vierbandmaschine in der Küche aufgenommen, strahlt das Album ein warmes Low Fi-Glühen aus, das vielen Folk-Produktionen gut tun würde. Musikalisch liegt das Ganze irgendwo bei Simon & Garfunkels Sound of Silence, mit einem Stück Lowscher Geisteshaltung.
Beim Hören des Albums drängen sich mir allerdings zwei Fragen auf: Worauf schaut man aus dem Küchenfenster neben der Vierbandmaschine, und was soll denn bitte das Pfeifen auf "Knulp"? Dieses Pfeifen markiert auch etwa den Punkt an dem man bemerkt, dass sich im Album nicht mehr viel bewegen wird. Songs Of Green Pheasant ist eine schöne Platte, wenn man damit kein Problem hat.

Bei Fatcat lassen sich Tracks anspielen. Tipp ist Nightfall (for Boris P.)
fat-cat.co.uk/fatcat/artistInfo.php?id=99

rauschabstand #00e

Trockenübung, die fünfte. Von technischen Pannen überschattet, dafür aber extra-lang. Hier die Songs:
  • Ninja High School – It’s alright to fight [Tomlab Alphabet Series H]
  • Broadcast – Corporeal [Tender Buttons, Warp]
  • Nils Frahm – Lagrimagua [Streichelfisch, Ateliermusik]
  • Tujiko Noriko – Niagara Hospital [Blurred In My Mirror, Room40]
  • Aoki Takamasa – Dancing Queen [Simply Funk EP, Progressive Form]
  • Clue To Kalo – The Tense Changes [One Way It’s Every Way, Leaf]
  • Dominique – Speak To Me [(The Lost Tracks Part 3:) Speak To Me, Dial 2005 und Touch Me/tête-à-tête 2002]
  • The London Appartments – Put A Jacket On [Romanticism Aside, Universal]
  • Jullander – Reinhard Libuda verliert die Geduld [Phobos in Funkytown, Sunday Service]
  • Jullander – Der Tragödie erster Teil [s.o.]
  • Broken Social Scene – Windsurfing Nation [s/t, Arts&Crafts]
  • The Most Serene Republic – Content Was Always My Favourite Colour [Underwater Cinematographer, Arts&Crafts]
  • Schwabinggrad Ballett – ICE Bertolt Brecht [s/t, Staubgold]
  • Camille – Ta Douleur [Le Fil, Virgin France]
  • Hexes & Ohs – Scabby knees [Goodbye Friend, Welcome Lover, Noise Factory]
  • Sigur Rós – Gong [Takk, Universal]
  • Safety Scissors – Breastbone [Tainted Lunch, ~scape]
  • Thee Moths – Voice 3 [Suburban Rebels, Duotone]
  • Architecture in Helsinki – It’5 [In Case We Die, Bar/None]
  • Bell Orchestre – Nuevo [Recording a Tape the Colour of the Light, Rough Trade]
  • Mount Eerie – No Flashlight [No Flashlight, PW Elverum & Sun]
  • CocoRosie – Noah’s Ark [Noah’s Ark, Touch and Go]
  • The Kallikak Family – Portland, Oregon Parts 1–4 [May 23rd 2007, Tell-All Records]
  • Hauschka – Traffic [The Prepared Piano, Karaoke Kalk]
  • Luigi Archetti & Bo Wiget – Stück 17 [Low Tide Digitals II, Rune Grammofon]
  • Matias Aguayo – De Papel [Are You Really Lost, Kompakt]
  • Sten/Pantha Du Prince – Butterfly Girl Sten Version [Butterfly Girl Versions, Dial Rec.]
  • Porn Sword Tobacco – Detta ar Rarleken som dansar [Explains Freedom, City Centre Offices]
  • Wolf Parade – I’ll Believe In Anything [Apologies To The Queen Mary, Sub Pop]
  • Max Tundra/Franz Ferdinand – Do You Want To? Max Tundra Remix

Donnerstag, 13. Oktober 2005

Melt Banana live im Gebäude 9

melt bananaVor einigen Tagen habe ich auf einer Parkuhr ein kleines blaues Etui gefunden. Bei genauerer Betrachtung - konkret aufmachen - entpuppte es sich als ein Behältnis für Qualitätsohrstöpsel. Weil meine bisherigen Ohrstöpsel erstens nichts taugen und zweitens von Ohrenschmalz und Festivalschlamm in etwa olivgrün bis schwarz gefärbt sind, habe ich die Stöpsel samt formschönen Etui natürlich eingesteckt. melt banana

Dieses Ereignis sehe ich als göttlichen Fingerzeig, dass ich mir laute Rockmusik anhören soll. Melt Banana machen sehr laute Rockmusik, genau das richtige also um die Stöpsel einzuweihen. Außerdem sind Melt Banana ungemein japanisch und könnten außer dem Drummer allesamt einem Film wie Swallotail Butterfly entsprungen sein. Vorrausgesetzt man schaut den Film im Schnellvorlauf, denn Melt Banana machen sehr schnelle Musik. Demnentsprechend dauern ältere Songs auch gerne mal nur 30 Sekunden. Was der Gitarrist in dieser Zeit allerdings mit Bottleneck und etwa 28 Effektpedalen seiner Gitarre entlockt ist beeindruckend.
Dazu kommt der Gesang von Yasuko Onuki, der sich, quasi als Anitithese zum Metal-Growlen, in hochenergetischen Stakati durch den Song zieht.
Wie Bassistin und Drummer bei so einem melt banana halsbrecherischen Tempo dermaßen exakt
spielen können ist wirklich unglaublich.

Das solch eine Show nicht zwei Stunden dauern kann ist klar. Nach drei Zugaben, mit im Schnitt 1,5 Songs, war dann auch entgültig Schluss. Ich bin froh, dass ich da war - und dass ich Ohrenstöpsel hatte.

EDIT (achim): Jetzt mit Fotos. Vielen Dank an Ralf für’s Zur-Verfügung-Stellen!

Dienstag, 11. Oktober 2005

Rauschabstand rockt das Haus

Das Rauschabstand-DJ-Team ist wie erwähnt gerne bereit, gegen ein zu vereinbarendes Entgelt und üppiges Catering nicht unter 8 Sorten Bio-Gemüse private Feierlichkeiten wie Hochzeiten, Geburtstage etc. zu beschallen. Wie so was klingen kann, könnt ihr hier hören.

Wir brauchen folgendes Equipment: 4 CD-Player (pitchbar) mit einer Loop-Taste, 2 Mischpulte mit geilen Effekten, wenn möglich 2 Plattenspieler. Zur Vorbereitung sollten einige hochwirksame Alkoholika bereitstehen.

Tujiko Noriko - Blurred In My Mirror

Tujiko Noriko teilt ein gemeinsames Schicksal mit unzähligen Musikerinnen in Skandinavien und Japan: Sie wird ununterbrochen mit Björk verglichen. Um in diese Schublade zu fallen braucht es nicht viel. Etwas Elektronik und minimal exzentrischer Gesang reichen da schon. Egal ob die Musikerin Anteil an der Elektronik hatte oder nicht, konzentrieren sich solche Vergleiche dann auch meistens allein auf den Gesang.
Tujiko Noriko hat Anteil an der Elektronik, die irgendwo zwischen zwischen Glitch-Knistern und pop-kompatiblen Beats schwingt. Genauso wie Lawrence English, mit dem sie schon 2004 vier Songs für Blurred In My Mirror in einem Hotelzimmer in Brisbane aufnahm. Etwa ein Jahr später wuchs das vier Track Projekt dann mit der Hilfe von Musikern wie Aki Onda, David Kemp oder Hosomi Sakana zu einem kompletten Album. Die verschiedenen Einflüsse schlagen sich in einer vielseitigen Platte nieder, die außer bei "Shayou" immer genug gemeines Pfeifen und Rauschen mitbringt, um anstrengend zu sein. Gleichzeitig sind die Songs aber interessant genug, um weiterspulen zu verhindern.

tujikonoriko.com

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Links

.txt, beatboxer, blaupause, diy, gräshoppa, gruftgeflüster, hartwurstkult, häschenklänge, hirnströme, in the cut, jaw modulation, jeans records, kinky indie, monologé, muckibude, musik aus strom, nicorola, nonstop, pegeldifferenzen, popstadl/supergroovers, q-beat, realbeatz, sacrifice the liver the quest for music, headphunk, under construction, ungesagt, we are ugly but we have the music, yet another indie disco, zefix

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