Sonntag, 18. September 2005

Hexes & Ohs - Goodbye Friend Welcome Lover

Lange Zugfahrten sind sehr gut geeignet, um sich in neue Musik hereinzufinden: Man kann einfach aus dem Fenster starren und sich auf die Musik konzentrieren. Mit etwas Glück ziehen sogar Strommasten im Takt am Fenster vorbei. Inzwischen ziehen mir in solchen Momenten auch Satzfetzen und nette kleine Ideen für eventuelle Musikkritiken durch den Kopf. Mit einer halbwegs guten Idee und etwas musikalischem Halbwissen hab ich die Musikkritik dann auch schon beisammen. Zur Not geht es auch ohne die Idee.
Auf der Fahrt von Augsburg nach Aachen habe ich sehr viel Hexes & Ohs gehört. Hexes & Ohs ist eine der zahlreichen kanadischen Bands, die momentan meine Gehörwege verstopfen. Auch wenn Goodbye Friend Welcome Lover das Debütalbum der Band ist, sind Heidi Donnelly and Edmund Lam schon eine ganze Weile in der kanadischen Musikszene unterwegs. Noch zu viert mischten sie mit Jolly Bean in den Neunzigern die Pop-Szene auf, um dann 1999 elektronischer und mit einem Musiker weniger als Vertical Mosaic aufzutreten. Inzwischen sind sie nur noch zu zweit, und machen wunderbaren Elektropop irgendwo zwischen widerborstigen Haken und poppigen Hooks.
Hört man den ersten Track, könnte man für etwa 4 Sekunden denken, es handelt sich um Folk im Sinne von Iron & Wine - bis dann das elektronische Äquivalent einer rolligen Katze einsetzt und den Song eher in Richtung Folktronica zieht. Das Album ist voll solcher Überraschungen, und deshalb genau richtig für lange Bahnfahrten - oder auch sonst für fast alle Situationen in die man geraten könnte.

Anspieltipp: This and other distances
www.hexesandohs.ca

Samstag, 17. September 2005

Intro Intim tanzt - Ich auch

Das Ticket hat gelogen. Schon wieder. Einlass war nämlich nicht erst um 9, sondern schon um 8. Enspannte 10 Minuten später sollte es den Film "Wächter Der Nacht" als russisches Original mit Untertiteln zu sehen geben. Weil ich allerdings erst nach 10 vor Ort war, kann ich zu dem Film nicht viel sagen. Genaugenommen sogar gar nichts.

Gesehen habe ich dafür Saint Pauli aus Hamburg. Saint Pauli sind zwei junge Männer in Feinrip-Unterhemden (Amerikaner sind hier wesentlich kreativer und nennen das Wifebeater), die Housemusik machen und nebenher aussichtslose Kämpfe mit Mikrophonständern führen.
Ich persönlich konnte mit der Musik allerdings herzlich wenig anfangen und ich glaube, außer drei extrem begeisterungsfähigen Menschen hinter mir, ging das den meisten Zuschauern so.

Gekommen war ich für das Go! Team, das ich nach dem Monsters of Spex umbedingt noch einmal unter Clubbedingungen sehen wollte.
Wie erwartet war die Band großartig. Überhaupt nicht großartig war dagegen der Mischer, der die ersten 3 Songs der Band in völlig undifferenzierten Brei verwandelte. Ich beschloss allerdings sofort mich erst später (jetzt) darüber aufzuregen, und stattdessen die Show zu genießen.
Was auf dem Monsters of Spex an Publikumsmotivation ein bisschen verloren wirkte, funktionierte dann im Gloria auch einwandfrei. Brei hin oder her, ab dem zweiten Lied wurde getanzt.

Mit einwandfreien Sound folgten die Stereo MCs. Bei einem derart ausgiebigen Soundcheck darf man das allerdings auch erwarten. Als die Band die Bühne betrat wurde ich sowohl visuell wie musikalisch von so viel Neunziger Retro-Chick erschlagen, dass ich spontan beschloss noch am nächsten Tag mit myrauschabstand24.de an den neuen Markt zu gehen. Bei genauerer Recherche in die rechtlichen Hintergründe stellte sich allerdings heraus, dass der neue Markt mehr Anstand als die Stereo MCs besitzt und sich aufgelöst hat.

Vor einem schon wesentlich geschrumpften, aber tanzfreudigen Publikum, gab es als Abschluss Egoexpress. Auch wenn mir persönlich das Go! Team besser gefallen hat, ein sehr schöner Auftritt mit einem sehr abrupten Ende.
Die anschließend geplante Party wurde leider durch zwischenzeitliches Anschalten des Putzlichts torpediert und schlag 4 für beendet erklärt. Hier wäre deutlich mehr möglich gewesen, denn DJ Epop versteht sein Handwerk druchaus. Trotzdem ein schöner Abend.

Freitag, 16. September 2005

Youth Group - Video zu Shadowland

youthgroup

Heute mal wieder ein Video zum Frühstück, weil man den Einsatz von Theremins generell unterstützen sollte wo es nur geht - und weil sich im Kühlschrank nichts zum Frühstücken findet.

(natürlich via videos.antville.org)

Donnerstag, 15. September 2005

Múm und Adem live im Gebäude 9

Los gings gestern im Gebäude 9 um schätzungsweise viertel nach 9 - also beinahe pünktlich. Allerdings nicht wie auf dem Ticket und der Website angekündigt sofort mit Mùm, sondern mit einem Engländer namens Adem.
Herr Adem fand auf einem, vor der Hauptbühne aufgestellten, Podest Platz, denn neben einem sehr karnevalistisch anmutenden Harmonium und einer Akustikgitarre brauchte er für seine Lieder keine Instrumente. Eigentlich sollte man ja meinen, dass die Komination Akustikgitarre und Gesang, die ja bis an die Wurzeln des Pop und im Blues noch wesentlich weiter zurückgeht, irgendwann mal langweilig werden sollte. Noch ist es aber nicht soweit, denn die Hingabe die Adem in seine Musik legte, begeisterte schon nach dem ersten Song. Ein bisschen fühlte ich mich an die "Dancing in the moonlight" EP von David Kitt erinnert, die vor einiger Zeit als Promotion den Weg in meinen CD-Player fand.

Nach diesem wunderschönen Auftakt gab es trotz Podestlösung ersteinmal eine längere Umbaupause. Das letzte Mùm Konzert im Gebäude 9 hatte ich leider verpasst, deshalb war ich besonders gespannt, wer da gleich die Bühne betreten würde. Bei Múm erwartet man ja eher Wesen, die irgendwo aus den Wäldern rund um die Mattisburg von Ronja Räubertochter stammen, als normale Menschen.
Als Múm dann endlich die Bühne betraten, wurden sofort das typisch verzauberte Knistern, sowie ein Räucherstäbchen angezündet. Ob das mit dem Räucherstäbchen im sowieso schon ziemlich stickigen Gebäude 9 eine gute Idee war, sei einmal dahingestellt - das Knistern war jedenfalls sehr schön. Die Elektronik war beinahe die einzige Konstante in den folgenden Liedern, bei denen ständig Instrumente getauscht wurden. ich habe allein drei verschiedene Melodikas gezählt. Schon rein visuell beeindruckend war auch die Kreuzung aus Geige und Grammophon, die von der Violinistin bedient wurde. Songs queer durch die Diskographie der Band wurden gespielt, unterbrochen nur von wenigen Ansagen durch Kristín Anna Valtýsdóttir, die gleichzeitig völlig unverständlich und sehr niedlich verschlafen waren.
Trotz anhaltendem Applaus gab es nur eine Zugabe, was einerseits sehr schade war, denn gerne hätte ich noch mehr gehört - andererseits hatte die weniger magische Welt außerhalb des Gebäudes den großen Vorteil von frischer Luft.

Mittwoch, 14. September 2005

The New Pornographers - Twin Cinema

In Sing Me Spanish Techno singt A.C. Newman immer wieder "Listening to one song for too long". Dieser Refrain trifft für mich auf ein anderes Lied des Albums zu: The Jessica Numbers läuft sowohl auf meinen portablen wie stationären Musikabspielgeräten rauf und runter. Mit Techno haben beide Songs allerdings herzlich wenig zu tun. Twin Cinema ist viel mehr ein Vertreter des großartigen, kandischen Indie-Pops, wie er dort momentan von Supergroups im Akkord fabriziert wird. Wie bei den Kollegen von Stars oder The Most Serene Republic, sind die Songs von den New New Pornographers auf magische Weise vielschichtig, ohne deshalb ihren Pop-Appeal aufzugeben. Die Sprachregelung für solche Arrangements lautet wohl im Moment "opulent".
Allein die aufputschende Wirkung des Albums, die es mir trotz massiver Übermüdung erlaubt zu bloggen, sollte Grund genug sein Twin Cinema einmal anspielen.

Anspieltipp: The Jessica Numbers
www.thenewpornographers.com

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