Dienstag, 26. Juli 2005

Music Hurts - Ausgabe 1

Mit Music Hurts steht ein neues Online-Musicmagazin in den Startlöchern, dass sich mit dem Zusammenspiel von Musik und Gesellschaft beschäftigt. Flashbetrieben informiert es zum Beispiel über Themen wie weiblichen Drummern, Band-Logos und Iggy Pops Erben. Schön anzusehen ist das Ganze auch noch.

(via One Louder)

Les Mouches - You're Worth More To Me Than 1,000 Christians

Ohne die Arbeit der drei anderen Musiker kleinreden zu wollen, heißt der Kopf hinter Les Mouches Owen Pallett. Owen ist quasi die kanadische Antwort auf Patrick Wolf und hat nach der Auflösung von Les Mouches für viel Aufsehen als Final Fantasy gesorgt. Die Melodien von Final Fantasy sind auf diesen Album teilweise schon angelegt, wirken aber noch wesentlich filigraner und weniger selbstbewusst. Während das Gebrüll in "Please Please Please" eindeutig hinter der Streichermelodie und den Gesang zurücktritt, zerlegt es in Les Mouches "Carload Of Whatever"die Melodie. Auch die Streicher scheinen öfter gegen als mit der Melodie zu spielen - wie zum Beispiel in "Divorce The Ones You Love", dessen folkiger Kern immer wieder von Psycho Geigen-Kreischen gestört wird. Gerade wegen dieser Experimente ist das Album sympathisch und sei jeden ans Herz gelegt, dem Final Fantasies "Has A Good Home" gefallen hat.

Anspieltipp: Carload Of Whatever
www.pmlf.net/lesmouches/

Montag, 25. Juli 2005

Heinz Strunk - Fleisch ist mein Gemüse

Kurz nach der Jahrtausendwende war ich einige Zeit Saxophonist in einer Band mit dem schönen Namen "Mills and Friends". "Mills" deshalb, weil wir regelmäßig bei einer alten Biomühle geprobt haben, und Friends weil wir wohl Freunde sein sollten. Der Altersdurchschnitt lag damals - trotz meiner Anwesenheit - kurz unter 40, deshalb fühlte ich mich gelegentlich etwas fehl am Platz. Gespielt werden sollte Blues - gespielt wurden gegen Ende vor allen Dingen Rockknaller der frühen Siebzigern bis in die tiefsten Achtziger. Dabei durfte natürlich auch nicht, das nach Heinz Strunk abscheulichste Lied der Welt, "Verdammt Lang her" fehlen. Genausowenig wie Moooaarius Müller Westernhagen (So intoniert das die alkoholisierte Landjugend). Aber alles was ich in dieser Zeit an schrägen Gigs, verpatzten Einsätzen und Hautproblemen erlebt habe, ist nichts gegen das was Heinz Strunk in seinem Buch "Fleisch ist mein Gemüse" beschreibt.

Das Buch setzt Mitte der Achziger in Harburg, einem völlig trostlosen Vorort von Hamburg, ein. Heinz ist zu diesem Zeitpunkt schon Anfang Zwanzig, musikalisch sehr begabt, lebt aber noch bei Mutter und leidet unter schwerer Akne. In seiner Freizeit schraubt er im Keller an Welthits, die allerdings Harburg, oder auch nur das Haus, nie verlassen. Heinz geht es nicht viel anders, bis er als Saxophonist bei der Band Tiffanys einsteigt. Tiffanys spielen nicht nur Bap, sondern beschallen Dorffeste, Hochzeiten und Ähnliches mit allem was der deutsche Schlager zu bieten hat. Weil ein rosa-glitzerndes Sacko und Akne nicht viel Erfolg bei Frauen einbringen, hat Heinz außer beim Masturbieren und Saufen nicht viel Freude im Leben. Folgerichtig wird er zwischenzeitig Alkoholiker und später noch Spielsüchtig. Allerdings nicht die Sorte Glücksspiel wie sie James Bond, oder Männer in gutsitzenden Anzügen an sich, betreiben sondern am unerotischsten Gerät überhaupt: Dem Merkur Disc 2. Das Buch beschreibt die 12 Jahre, in denen Heinz Teil von Tiffanys ist, mit allen Abgründen die sich in der Tanzmusik so auftun. Auch wenn man selbst nie ein Saxophon angerührt hat, liest sich das Ganze sehr gut und zeigt, dass es im Musikbusiness auch eine andere bis ins Mark uncoole Seite gibt. Allein deshalb - und weil es ein verdammt lustiges Buch ist - auf jeden Fall lesenswert.

Sonntag, 24. Juli 2005

“Seien Sie sich sicher, wir spielen um unser Leben.”

Thees Uhlmann über das Phänomen Rockfestival in der FAS …
“Man sieht nur noch Gesichter, die sich zu einem schauenden Etwas vereinigen. Und es ist wohl genau dieser Moment, der manchen Künstlern für immer das Hirn durchbrennen läßt.”
Super Text über die Faszination von Festivals, über Schlamm, Alkohol, Festivalklos, Masse und Macht. Online bei Spiegel. Lesen!

(gefunden bei popkulturjunkie)

Samstag, 23. Juli 2005

Thee More Shallows - More Deep Cuts

Obwohl ich - so viel sei hier schon verraten - das aktuelle Album von Thee More Shallows ganz großartig finde, muss ich zugeben, dass mir der Bandname einfach nicht im Gedächtnis haften will. Der Grund dafür kann nicht nur in langjährigem Drogenmißbrauch liegen, da das bei anderen Bands ja auch klappt, sondern muss irgendwo in den semantischen Eigenschaften des Namens verwurzelt sein. Aber gut, nachdem ich das Album mehrere Tagen rauf und runter gehört habe, sitzt jetzt auch der Bandname. Musikalisch kann man Thee More Shallows irgendwo am Rande der neuen Pathetik einordnen (Nicht in New Pathetic zu übersetzen) - wenn auch wesentlich näher bei Elliot Smith als an Bands wie Xiu Xiu. Zwischen "More Deep Cuts" und dem ersten Album "A History of Sport Fishing" liegen drei Jahre, in denen Dee Kesler eine musikalisch vielseitige, aber trotzdem sehr runde Platte produzieren konnte. Die inzwischen fast obligatorischen Streicher treffen hier auf Songwritertum, Samples und diverse andere Instrumente. Trotzdem bleibt die Mischung ausgewogen - deswegen anhören.

Anspieltipp: 2 AM
www.theemoreshallows.com

Freitag, 22. Juli 2005

Cat and Girl - Calvin and Hobbes + Popkultur

Online-Comics machen fast noch mehr arbeit als Bloggen und brauchen Bandbreite, deshalb stellt sich für viele Autoren die Frage nach der Finanzierung ihres Comics. Ein Großteil der Zeichner entscheiden sich inzwischen für Merchandising, einige finanzieren sich auch über Abonement- oder Mikropayment-Modelle. Gerade bei letzteren ist allerdings umstritten, ob sie langfristig funktionieren. Dorothy Gambrell - nebenbei auch Gitarristin der Vandervoorts - hat das warscheinlich Interessanteste Finanzierungsmodell in der Webcomic Szene. Neben Merchandising und Abonements für The Ralph Bunche und The New Adventures Of Death, kann jeder Leser am Donation Derby teilnehmen. Dabei spendet man Dorothy einen Betrag ab 5$ und bekommt in Austausch einen Comic, der beschreibt wie sie das Geld auf den Kopf gehauen hat - meistens investiert sie die Spenden in Luxusartikel wie Dosenbier, Toastbrot oder U-Bahnfahrten.

cgfeeling

Natürlich kann man Cat and Girl auch lesen, ohne den extravanten Lebensstil von Dorothy Gambrell zu unterstützen oder auch nur gutzuheißen. Der Comic besteht jetzt schon mehrere jahre und handelt von Girl, einem peinlich genau (seiten-)gescheitelten Mädchen von umbestimmten Alter und ihrem Mitbewohner, einem sprechenden Kater mit Brille. Girl verbringt den Großteil ihrer Zeit mit Büchern, Kaffe, alternden Beatnicks und macht sich allgemein zu viele Gedanken. Cat dagegen hat mehr mit seiner Abhängigkeit von bleihaltiger Wandfarbe und der Absurditäten der Amerikanischen Gegenwart zu kämpfen. Wie gesagt: Calvin and Hobbes + Popkultur - also, lesen.

catandgirl.com

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