Sanso-Xtro - Sentimentalist

Es gibt auf der Welt, und insbesondere in gut sortierten Plattenläden, einfach zu viel interessante Musik, als das man alles durchhören könnte. Deshalb muss man seine Auswahl nach Kriterien treffen, die mit der Musik herzlich wenig zu tun haben - ob man z.B. den Bandtitel oder die Bassistin sympathisch findet.
Auf der Forderseite der Sentimentalist LP ist weder Band- noch Albumtitel zu sehen. Nur zwei Hände, die an einem - bis auf die Blätter - farblosen Gewächs zupfen. Auch auf der Rückseite ist außer den Tracks und einem dreiblättrigen Gewächs nicht viel zu finden.
So viel Bescheidenheit macht natürlich neugierig, deshalb war Sentimentalist das Einzige, was ich an diesem Tag aus dem Plattenladen mitgenommen habe.
Es hat dann noch einige Wochen gedauert, bis ich mir die Platte wirklich in Ruhe durchgehört habe, aber inzwischen bin ich sicher dass sich die Investition gelohnt hat.
Streckenweise erinnert Sanso-Xtros Musik an Múm, nur von jeglicher Niedlichkeit mit einem groben Spachtel befreit. Über dieser elektronischen Hintergrund spielt Sanso-Xtro alias Melissa Agate unter anderem Gitarre und Ukulele, allerdings fern ab von Nick-Drake-Zitaten wie sie März oder Tunng einsetzen. Der Albumtitel täuscht, Sentimentalität wird hier nur angedeutet und versteckt sich immer unter einer Schicht leicht entrückt wirkender Klänge.
www.sanso-xtro.com
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