Montag, 3. Oktober 2005

Ich bin fucking independent

Über Festivals zu schreiben - und seien sie noch so klein - ist nie leicht. Denn am Ende sitzt man da mit einem Befindlichkeits-Knäul, dass es vorsichtig zu enttüddeln gilt, sowie der Erkenntniss, dass Bier, Freunde und Essen eben machmal doch wichtiger als Musik sind.

Weil "Wir sind Fucking Independent" für mich nur aus fünf Bands bestand, klappt es mit dem Enttüddeln noch ganz gut. Los gings am Sonntag mit Mobilé aus Berlin, die erstmal ein paar Minuten in Richtung Postrock antäuschten. War natürlich nur eine Finte, denn eigentlich machen Mobilé Gitarrenpop mit deutschen Texten, zu wichtigen Dingen wie S-Bahn-Fahren oder Solitär.

Zweite Vorband, im Sinne von nicht auf dem Blue Shell-Flyer ausgewiesen, waren Potato Fritz. Die Band kommt zwar aus Hamburg, klingt aber eher nach 10 Jahren Kampftrinken als Hamburger Schule. Dementsprechend wurde pro 2-Minuten Noise-Rock Song auch im Schnitt eine Saite von der Gitarre gerockt. Auch hier Themen wie Maschinenbau, mit denen man sich als Aachener Student gut identifizieren kann.

Selbst wenn man es am Bandnamen nicht erkennt, Schwervon waren die erste nicht-deutschsprchige Band des Abends. Außerdem die einzige, von der ich wegen angeregter Unterhaltung nicht viel mitbekommen habe. Was ich allerdings gehört habe klang sehr überzeugend.

Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich auch die Broken Beats mehr vom sagen als vom hören kannte. Schnell entpuppten sich die Dänen aber als erstes Highlight des Abends, die einen wunderbar vielseitigen Pop auf die Bühne zauberten, wie ich ihn momentan eigenlich eher aus Kanada erwarten würde. Dazu gabs eine verschroben-sympathische Bühnenshow vom Frontmann Kim Munk, der nicht nur mit Luis Armstrong Zitaten, sondern auch mit einem Rüschenhemd im Stil Highschool-Prom 1978 beeindruckte.

Gekommen war ich natürlich für Kimya Dawson, deren Auftritt sinngemäß mit den Worten "Kimya wants you to sit down and shut the fuck up" angekündigt wurde. Was im ersten Moment nach Divengehabe klang, entpuppte sich als das komplette Gegenteil: Seit der Go! Team Drummerin habe ich keine so schüchterne Sängerin gesehen. Bei so viel Sympathie vergibt man natürlich alle verpatzten Akkordwechsel sofort und wünscht sich trotz eingeschlafener Beine, das Konzert würde noch ewig gehen. Zur Entschädigung das irgendwann doch Schluss war, gab es dann am Ende noch gratis Umarmungen für jeden der wollte. Um zum Befindlichkeitsknäul zurückzukommen: Das zufriedene Grinsen, das ich von dem Konzert mitgenommen habe hält noch an.
Foto(s) zum Konzert gibt es übrigens im Devotionalienschrein von Ungesagt.

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