Hexes & Ohs - Goodbye Friend Welcome Lover

Lange Zugfahrten sind sehr gut geeignet, um sich in neue Musik hereinzufinden: Man kann einfach aus dem Fenster starren und sich auf die Musik konzentrieren. Mit etwas Glück ziehen sogar Strommasten im Takt am Fenster vorbei. Inzwischen ziehen mir in solchen Momenten auch Satzfetzen und nette kleine Ideen für eventuelle Musikkritiken durch den Kopf. Mit einer halbwegs guten Idee und etwas musikalischem Halbwissen hab ich die Musikkritik dann auch schon beisammen. Zur Not geht es auch ohne die Idee.
Auf der Fahrt von Augsburg nach Aachen habe ich sehr viel Hexes & Ohs gehört. Hexes & Ohs ist eine der zahlreichen kanadischen Bands, die momentan meine Gehörwege verstopfen. Auch wenn Goodbye Friend Welcome Lover das Debütalbum der Band ist, sind Heidi Donnelly and Edmund Lam schon eine ganze Weile in der kanadischen Musikszene unterwegs. Noch zu viert mischten sie mit Jolly Bean in den Neunzigern die Pop-Szene auf, um dann 1999 elektronischer und mit einem Musiker weniger als Vertical Mosaic aufzutreten. Inzwischen sind sie nur noch zu zweit, und machen wunderbaren Elektropop irgendwo zwischen widerborstigen Haken und poppigen Hooks.
Hört man den ersten Track, könnte man für etwa 4 Sekunden denken, es handelt sich um Folk im Sinne von Iron & Wine - bis dann das elektronische Äquivalent einer rolligen Katze einsetzt und den Song eher in Richtung Folktronica zieht. Das Album ist voll solcher Überraschungen, und deshalb genau richtig für lange Bahnfahrten - oder auch sonst für fast alle Situationen in die man geraten könnte.
www.hexesandohs.ca