Um nicht wieder gute Musik zu verpassen, habe ich am Samstag noch hektisch drei Rosinenbrötchen zum Vorzugspreis von 1,20 € sowie ein Baguette (unbelegt) beim Bäcker erstanden. Dieser Einkauf entpuppte sich später als eine sehr gute Idee, denn selbst der Baguette-Stand vom Vortag hatte sich über Nacht in eine Suppenschenke verwandelt, die für viel Geld nicht weiter zu bestimmenden Eintopf unter die Leute brachte.
Wie am Vortag begann das erste Konzert bei Sonnenschein - die dunkle Wolke am Horizont entpuppte sich später als Großbrand in Köln-Mülheim. Wieder waren viel zu wenig Zuhörer vor Ort, und wieder stand eine sehr sympathische Band auf der Bühne. Allerdings konnte mich Hund am Strand im Gegensatz zum Go! Team nicht überzeugen – der Wille war da, aber die Songs klangen alle sehr nichtssagend.
Nicht viel besser war die Performance von Benjamin Diamond, der das Publikum trotz Hit im Gepäck nicht von den Sitzen bekam.
Annie hatte da schon deutlich mehr Erfolg, und hält zweifelsohne den Rekord für den dicksten Bass des MOS. Ob allerdings der perkussive Schnickschnack mit dem der Elektroniker am rasseln war eher schamanistisches Beschwörungsritual, oder tatsächlich Teil der Musik war, konnte ich trotz gespitzter Ohren nicht feststellen. Auch die Stimme von Annie ging teilweise etwas in der Elektronik unter, was aber auch an der nicht ganz einwandfreien Klangcharakteristik meiner Ohrstöpsel gelegen haben könnte. Insgesamt ein netter Auftritt, aber nicht wirklich beeindruckend.
Erste große Hoffnung des Tages waren Hard-Fi, die zur Titelmelodie von Spiel mir das Lied vom Tod, die Bühne stürmten. Überraschend war nicht nur die Verbindung zwischen Ennio Morricone und Hard-Fi, sondern vor allen Dingen das Alter der Jungs. Ich hätte wirklich nicht gedacht, dass die Band so jung ist – wahrscheinlich erklärt das die House-Melodien, die im Kern von Tracks wie “Hard to Beat” kauern. Letztendlich ist das Alter aber auch herzlich egal, denn die Show hat eine Menge Spaß gemacht und war definitiv der erste Höhepunkt des Tages.
Der zweite Höhepunkt folgte sofort in Form von Tomte. Nach einem eher schwachen und leisen Konzert auf der Rheinkultur, konnte mich die Band hier voll überzeugen. Mag auch damit zusammenhängen, dass Thees Uhlmann die Hälfte des Publikums namentlich kannte und begrüßt hat. Bei so viel Charme muss man die Band einfach mögen.
Den besten Auftritt des Tages lieferten zweifelsohne Maximo Park ab. Meiner Meinung nicht den besten des Festivals, aber die Entscheidung zwischen Arcade Fire und Maximo Park ist mir wirklich nicht leicht gefallen. Wie ihre Kollegen von Hard-Fi hatten sich Maximo Park einen Instrumentaltrack aus einem Soundtrack als Intro ausgesucht – diesmal von Phillip Glass und aus Koyanisquatsi, wenn ich das richtig erkannt habe.
Der Wahnsinn ging bei Maximo Park ganz klar vom Sänger aus, der sich während des Konzerts in böse Gucken und theatralischen Gesten übte. Trotzdem wirkte der Auftritt an keiner Stelle peinlich, und – noch beeindruckender – die Frisur des Sängers war nach einer Stunde Ekstase immer noch so adrett wie zu Beginn.
Begonnen hat die Band übrigens gleich mit meinem Lieblingssong “The coast is always changing”. Bis zu “Apply some pressure”, das natürlich als Letztes und als Zugabe gespielt wurde, schafften es Maximo Park trotzdem sich kontinuierlich zu steigern und eine unglaubliche Energie auf das Publikum zu übertragen. Großartig.
Zum Abschluss des Festivals stand wieder eine Band auf dem Programm, die ihre größten Erfolge schon hinter sich hat: Saint Etienne. Auch wenn Hard-Fi sich öffentlich als Fans der Band geoutet haben, ein enorm peinlicher Auftritt, mit teilweise schlagerartigen Strukturen. Nach etwa zwei Songs bin ich deshalb gegangen.
Als Gegenprogramm zu so viel Rock ging es ins Blue Note, wo Hrvatski im Rahmen der A-Musik Clubnacht Breakcore aus dem Laptop lies. Irgendwo zwischen Brechreiz und Kopfnicken, spielte Hrvatski etwa eine Stunde zu sehr schönen Visuals mehrerer VJs. Auch der Musiker selbst hatte sich eine interessante Choreographie zu seinen Songs einfallen lassen, die im Gegensatz zu Maximo Park hier und da schon an der Peinlichkeit kratzte.
Gefolgt wurde Hrvatski von DJ Elephant Power, dessen unglaublichen Turntablelism ich allerdings nach etwa einer halben Stunde gegen die etwas zugänglicheren Beats im Kunstwerk eingetauscht habe.