Montag, 29. August 2005

Monsters of Spex - Tag 1

Weil ich mein Zelt auf dem letzten Festival mit gebrochenen Rückgrat und einer Außenhülle, die fast nur aus Gaffer-Tape bestand, zurücklassen musste, habe ich mich entschlossen auf dem Monsters of Spex nicht zu campen. Dass man meine Wohnung mit der Bahn binnen einer Stunde erreicht, mag auch ein Faktor gewesen sein.
Nach den zwei Tagen MOS (wirklich wichtige Dinge kürzt man ja ab), bin ich deshalb zwar übermüdet und leicht verkatert, aber nur durchschnittlich schmutzig und Dosenravioli sind auch keine übrig.
Aber auch ohne Campingkocher war das MOS ein großartiges Event, mit einigen wirklich beeindruckenden Bands.

Der etwas undankbaren Job des Openers viel am Freitag dem Go! Team zu. Bei strahlendem Sonnenschein und vor viel zu wenig Zuhörern, stellten die Jungs und Mädels vom Go! Team altbekanntes von “Thunder Lightning Strike” sowie einige neue Tracks vor. Was auf dem Album stark sampellastig daherkommt, funktionierte auch live sehr gut – leider waren die Zuschauer, bis auf einen kleinen Kern von Hardcore Go! Team Fans, nur sehr schwer von ihren Sitzplätzen zu rocken. Wie fast alle Musiker auf dem MOS, sind The Go! Team natürlich Multi-Instrumentalisten, und nach jedem Lied wurden mindestens einmal Instrumente getauscht - besonders imposant dabei die Mundharmonika-Einlagen des Gitarristen. Auf jeden Fall eine Band, die ich noch mal in einem Club sehen möchte.

Wesentlich mehr Publikumsresonanz – gerade von den schätzungsweise 12 minderjährigen Gästen - bekamen The Hot Hot Heat, die ich wiederum eher langweilig fand. Gerade in der Mitte des Sets hatte man den Eindruck, die Band würde sich lustlos durch ihre Songs hetzen. Auch die Frisur des Sängers konnte die Show nicht retten – Mars Volta machen in diesem Punkt einfach alle Standards kaputt.

Während ich mit Hot Hot Heat eigentlich keine all zu großen Erwartungen verbunden hatte, war ich schon ziemlich gespannt wie The Arcade Fire sich schlagen. Meine Erwartungen, und die inzwischen zahlreichen Zuschauer, wurden nicht enttäuscht: The Arcade Fire präsentierten etwa eine Stunde lang nicht nur großartige Musik, sondern auch eine der besten Shows des MOS. Immer auf der Grenze zwischen Inszenierung und Kontrollverlust, wurden hier neben klassischen Instrumenten auch Motorradhelme und Bandmitglieder mit Drumsticks bearbeitet. Genial insbesondere Richard Parry, den man sich wie einen 5 Jahre älteren Napoleon Dynamite vorstellen darf. Ein Konzert, bei dem mir die passenden Adjektive fehlen, fürs erste muss also großartig reichen.

Als der Auftritt von The Arcade Fire noch halbverdaut durch den Kopf zuckte, waren die Marshall-Wände von Dinosaur Jr schon aufgebaut. Auch eine Band auf die ich gespannt war, weil ich ich ihren Hurricane-Auftritt wegen übermäßigen Alkoholkonsum und daraus resultierenden Dummheiten verpasst habe. Außerdem ist Dinosaur Jr wahrscheinlich die einzige Band die schon zum zweitem Mal beim MOS zu Gast ist. Leider wirkten die metallischen Riffs der Band nach The Arcade Fire doch extrem brachial, und es brauchte einige Songs zur Akklimatisierung. Allerdings war das Konzert zu diesem Zeitpunkt auch schon fast wieder zu Ende. Noch vor der offiziellen Sperrstunde, wurde um viertel vor Zehn das letzte Riff verstärkt.

Weitergelärmt werden durfte ab Zehn nur noch im Gebäude 9, auf der anderen Seite der Zoobrücke. Wie auf der Website versprochen, war der Weg beschildert - wenn auch sehr minimalistisch. Bevor es allerdings ins Gebäude 9 gehen konnte, musste ersteinmal ein anderes Problem gelöst werden – denn nach 5 Stunden Rockaction wurde es langsam Zeit für sowas wie Mittagessen oder zumindest Früstück. Auf dem Festivalgelände selbst war daran nicht zu denken: Der Baguettestand war binnen Minuten ausverkauft und eine Wurst an Brötchen für 3 Euro ist auch eher ein trauriges Abendbrot. Auch wenn Spex-Redakteure allein von Musik, Druckerschwärze und Kaffee leben, besteht hier für nächstes Mal dringender Verbesserungsbedarf, um nicht zu sagen Reformstau.
Statt an den Wurststand ging es deshalb in die nächste Pizzeria, eine Idee die scheinbar auch andere MOS-Besucher hatten. Bis meine Spagetti mit vegetarischer Bolognese ankamen war es deshalb schon nach 11. In einer Rekordzeit von nur 47 Sekunden wurden die Spagetti darum von mir zu einem großen Knäuel gerollt und verschlungen. Damit konnte ich Achims Pizza-Verputz-Zeit von 1 Minute 14 Sekunden deutlich unterbieten.
Trotz soviel kulinarischer Grausamkeit gegenüber dem eigentlich sehr gut gemachten Essen, waren wir leider etwas zu spät im Gebäude 9, wo Stars bereits angefangen hatten. Zu meinem Lieblings Stars-Song “Your Ex-Lover Is Dead” konnten wir uns glücklicherweise doch noch einen Platz im völlig überfüllten Gebäude 9 sichern. Stars kommen wie The Arcade Fire aus Kanada und zeigten sich auf der Bühne zwar weniger extrovertiert, aber genauso sympathisch wie ihre Landsmänner und -frauen. Glücklicherweise war der Zeitplan im Gebäude 9 nicht so eng wie im Jugendpark und erlaubte Stars, die sichtlich Freude am Spielen hatten, noch zwei Zugaben anzustimmen.

So viel zu Tag 1 des MOS. Geschriebenes zu den Konzerten am Samstag und dem C/O Pop-Rummel danach folgt auf dem Fuß.

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